Wild-Trilogie - Wildbretmanufaktur

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Wild-Trilogie



Das Wildschwein

Wie ist es schön, zu Weihnachtsgaben
'nen Braten auf dem Tisch zu haben,
der möglichst noch vom Wildschwein stammt,
denn landesweit ist ja bekannt:
Das umgeknallte Borstenvieh
ist Sinnbild für Ökologie.

So war sein Leben lang es glücklich,
in Rotte rudelnd, und fraß schicklich
aus Gärten frische Tulpenzwiebeln
(wer wollte ihm das schon verübeln),
dazu noch Eicheln und Bucheckern -
das macht das Fleisch zu einem lecker'n!
Das Schwein träumt: "Sollt' ich einmal tot sein,
dann an Maronen, und mit Rotwein ..."

Auch wird bei einem greisen Keiler
der Zahnbetrieb kein Langeweiler,
so zäh-elastisch.... ohne Scherz:
man kaut drauf rum bis Mitte März!



Das Reh

Wir seh'n ein Reh, das steht gesund
am Wald, mampft Gras mit vollem Mund,
in braunäugiger Niedlichkeit
ein Bild von stiller Friedlichkeit.

Recht ungewollt läuft jenes Tier
direkt dem Jäger ins Visier...
es schreitet unverdrossen weiter -
doch nunmehr auf der Himmelsleiter.

Uns bleibt nur wenig Zeit zum Heulen,
denn nun, in Rücken und in Keulen
zerlegt, wird dieses brave Tier
uns gegenläufig zum Plaisir:
An Knödeln, Rotkohl, teils auch Pflaumen,
erfreut es sinnlich unsern Gaumen.

An diesem Beispiel man erkennt:
Ein Reh ist sehr ambivalent.



Der Hase

Fast unsichtbar im Feld verloren
zittern im Gras zwei lange Ohren.

Der Jäger ortet die Bewegung
mit stetig steigender Erregung.
Er hat's im Kreuz, und etwas Wärme
per Hasenfell, das hätt'er gerne.

Blutdüster dräut das Abendrot -
Ein Knall jagt gnadenloses Schrot!
Der Hase springt!! Ein letztes Mal?
Traf ihn des Schicksals schwarzer Strahl?

Der Waidmann war leicht angesoffen,
hat daher fast nur Luft getroffen
(wer mag, vergieße eine Träne
für zwei geköpfte Löwenzähne).

Der Ballermann geht fluchend heim
und schenkt sich erst mal einen ein.

Der Hase sitzt  - statt in der Röhre -
im Gras. Er knabbert eine Möhre
und denkt: Wer sich dem Trunk ergibt,
findet wen, der ihn dafür liebt!

                 
Ulrich Wiegel 2010/2011

 
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